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Das Meta-Modell als Grundlage der Kommunikation

Sprache ist ein Modell. Das Meta-Modell des NLP ist ein Modell über Sprache. Es beschreibt, wie Menschen auf eine unbewusste Art Sprachmodelle entwerfen und basiert auf der Annahme, dass es drei Ebenen gibt, die miteinander in Wechselwirkung stehen:

  1. eine vorsprachliche Ebene der Erfahrung,
  2. eine Tiefenstruktur der Sprache und
  3. eine Oberflächenstruktur der Sprache.

1) Die Ebene der Erfahrung hat mit der vorsprachlichen Ebene der Repräsentationssysteme zu tun, mit dem inneren Erleben, den inneren Zuständen. Dieses Erleben kann bruchstückhaft in das kulturelle und gesellschaftlich geformte Medium der Sprache übersetzt werden (nur für Teile unserer Erfahrung verfügen wir über Begriffe).

2) Die Tiefenstruktur der Sprache drückt eine Sprache aus, die so nahe wie möglich an der ursprünglichen Erfahrung ist. Sie ist eine reichhaltige Sprache mit vielen sinnlichen Informationen. Beispiel:„Ich sitze in diesem Raum auf einem harten Stuhl, mein Körper ist vorgebeugt, ich spüre meine Füße kaum und blinzle in einen Bildschirm, auf dem Schrift zusehen ist, die Informationen über NLP enthält.“

3) Im Alltag verwenden wir hingegen eine Sprache, die sich weit von dem ursprünglichen Erleben entfernt hat (die sogenannte die Oberflächenstruktur der Sprache). Der oben genannte Beispielsatz könnte auf dieser Ebene z.B. lauten:„Ich surfe im NLP-Lexikon.“

Das Meta-Modell der Sprache beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Oberflächen- und Tiefenstruktur der Sprache. Diese Unterscheidung wurde 1973 von dem Sprachwissenschaftler Noam Chomsky vorgeschlagen. Chomsky geht davon aus, dass die beiden Strukturen durch beschreibbare Überführungsregeln zusammenhängen, die Rückschlüsse von der Oberflächen- auf die Tiefenstruktur erlauben (das ist der Kern seiner Transformationsgrammatik). Bandler und Grinder haben diese Idee (in einer sehr einfachen Analogie, die nicht streng wissenschaftlich interpretiert werden darf) auf den Kommunikationsbereich übertragen und daraus das Meta-Modell entwickelt. Das Meta-Modell ist ein Modell, wie Menschen Sprachmodelle bzw. Modelle generell bilden. Das Meta-Modell ist ein Modell über Bewusstsein und Denken an sich. Das Meta-Modell beschreibt Grundgedanken des NLP.

Erfahrung und Sprache, Tiefenstruktur und Oberflächenstruktur unterscheiden sich nach dem Meta-Modell durch drei Prozesse:

  1. Tilgung,
  2. Verallgemeinerung und
  3. Verzerrung

1) Tilgung entsteht aus einer mangelnden Wahrnehmung der Welt: nur ein Teil von dem, was (nach dem Standpunkt einer anderen Wahrnehmung!) vorhanden ist, wird wahrgenommen. Der Rest wird nicht bewusst aufgenommen. Er wird getilgt und erscheint nicht in der Sprache. Ein Beispiel: im Satz „Ich habe Angst“ sind viele Umstände getilgt, die meine Angst ausmachen.

2) Verallgemeinerungen sind Generalisierungen: eine spezifische Erfahrung wird auf eine ganze Klasse von Erfahrungen übertragen. Der Satz „Niemand liebt mich“ überträgt den Tatbestand, der vielleicht für einige Menschen gelten mag, auf alle Menschen.

3) Verzerrungen entstehen, wenn alte Modelle so dominant sind, dass sie durch neue Fakten schwer oder kaum zu korrigieren sind. Dajede Wahrnehmung modellabhängigist,ist Verzerrung ein alltägliches Phänomen. Von Verzerrung im engeren Sinn spricht man im NLP insbesondere dann, wenn das Wirken hinderlicher Beliefs beobachtet werden kann (vorausgesetzt, die Person, die beim anderen eine Verzerrung behauptet, über ein reicheres Modell der Welt verfügt). Der Satz „Peter mag mich nicht“ verzerrt die Realität insofern, als unklar bleibt, nach welchen Kriterien er gültig ist und welche neuen Ereignisse ihn ungültig machen können.

Das Meta-Modell ist eine nützliche Landkarte, wie Sprache funktioniert. Es besteht in seiner praktischen Anwendung aus:

1) einem Katalog von „Verletzungen des Meta-Modells“: das sind häufig zu beobachtende Sprachmuster, die Tilgungen, Verallgemeinerungen und Verzerrungen beschreiben. Die Kenntnis dieser Muster erlaubt es, die drei elementaren Prozesse menschlicher Modellbildung im Alltag bei anderen und bei sich zu erkennen.

2) einem Katalog von sprachlichen Reaktionen auf diese „Verletzungen“. Mit diesen Reaktionen soll beim Gesprächspartner ein Prozess in Richtung Tiefenstruktur ausgelöst werden. Im Meta-Modell wird zum Beispiel vorgeschlagen, auf den Satz „Niemand liebt mich“ mit den Fragen „Niemand?“ oder „Wirklich keiner?“ zu reagieren.

Das Meta-Modell ist ein wirkungsvolles Instrument in alltäglicher Kommunikation. Es kann u.a. für folgende Zwecke angewandt werden:

1) zum Sammeln von Informationen, z. B. darüber, worin ein behauptetes Problem nun wirklich besteht. Die Informationen, die wir mit Sprache austauschen, sind oft vage und mehrdeutig. Das Meta-Modell schärft die Sinne für die Gefahren einer vagen Sprache und gibt Anleitungen für eine präzise Sprache. Das Meta-Modell wird im NLP in der Zielarbeit immer angewandt, um ein Problem genau zu erkunden und um konkrete Ziele und präzise Zielsätze zu formulieren.

2) zum Klären von Bedeutungen. Sprache, die sich auf innere Zustände bezieht, ist oft eine persönliche Sprache (z.B. was versteht jemand wirklich unter „glücklich sein“?). Mit dem Fragenkatalog des Meta-Modells können personenspezifische Bedeutungen erkundet und für sich selbst und für andere „übersetzt“ werden.

3) zum Vermeiden von „Gedankenlesen“, d.h. von vorschnellen Interpretationen auf dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen und Beliefs. Mit dem Meta-Modell wird die Einstellung geschult: „Das, was andere sagen, ist nur ein Modell und dieses Modell ist anders als mein Modell.“

4) zum Erkunden von Einschränkungen und hinderlichen Beliefs, d. h. von verdeckten Vorannahmen. Dies kann z. B. im Beratungskontext von großem Nutzen sein, weil viele Probleme durch Beliefs verursacht sind, die nicht als Beliefs erkannt werden.

5) zur exakten Kenntnis eigener Tilgungen, Verzerrungen und Verallgemeinerungen und damit zum Studium des eigenen Bewusstseins.

6) um ein Gespräch am „Köcheln“ zu halten, ohne das Thema zu wechseln. Dies kann in einer Beratung nützlich sein, wenn der Berater noch keine Hypothesen zum Problem hat. Mit dem Fragenkatalog des Meta-Modells wird der Ball immer wieder an den Klienten zurückgespielt. Das Meta-Modell ist auch ein Instrument, um andere Menschen im Gespräch wirkungsvoll zu führen.

7) zum Entschärfen von Provokationen. Das Hinterfragen der Tiefenstruktur entzieht Provokationen die Wirkung. Mit dem Meta-Modell kann man auch das Punch-Reframing (Sleight of Mouth Pattern) unterlaufen.

8) zum Gewinnen neuer Wahlmöglichkeiten, d.h. neuer Ressourcen. Das Bewusstwerden der Tiefenstruktur von Sätzen und Gedanken aktiviert in vielen Fällen einen Ressourcenfokus.

Das Meta-Model ist damit mehr als ein nützliches Instrumentarium, um gezielt Informationen zu sammeln. Die Anwendung des Meta-Modells und seiner Fragetechniken ist in vielen Fällen bereits eine Intervention, die den inneren Zustand von Menschen verändern kann. Simples Nachfragen ist manchmal schon eine massive Intervention.

NLP-erfahrene Menschen wenden das Meta-Modell in Kommunikation routinemäßig an, insbesondere zur exakten Problem- und Zielbestimmung. Das Einüben in die Fragen des Meta-Modells begünstigt die innere Haltung des Neugierig-Seins und des Nachfragens und der Einstellung, den anderen für ihre Gedanken und persönlichen Welten Raum zu geben. Das, was uns andere erzählen, ergibt für sie sicherlich Sinn, aber wir wissen nicht, inwieweit wir sie wirklich verstanden haben. Mit dem Meta-Modell schulen sich Menschen, nicht vorschnell auf Worte zu reagieren, sondern zu tun, als ob sie nichts wüssten, um oft und gezielt nachzufragen (Columbo-Technik). Dies eröffnet sowohl die Möglichkeit für wirksamen Rapport als auch die Chance, sich von anderen und ihren Beliefs wirkungsvoll abzugrenzen.

Metaphern

Unter dem Sammelbegriff „Metapher“ werden im NLP Geschichten, Märchen, Parabeln, Mythen, Vergleiche und Analogien subsumiert. Sie sind Teil des Milton-Modells. Märchen und Geschichten zu erzählen ist eine wirkungsvolle verbale Strategie. Gute Kommunikatoren erzählen die ganze Zeit Geschichten. Mit Metaphern ist es möglich, indirekt zu agieren: Probleme anzusprechen, Ziele zu nennen und Lösungen vorzuschlagen, ohne dass diese direkt angesprochen werden. Metaphern geben sich sanft und können eine enorme Sprengkraft haben. Im NLP werden Metaphern bewusst eingesetzt und ihr Einsatz geübt. Dies reicht vom metaphorischer Vergleiche („Im Lexikon zu surfen ist wie von einer Insel zu einer anderen zu hüpfen“) und metaphorischen Äußerungen (z. B. „Bevor die Schwalben nach Süden fliegen, suchen sie aufgeregt ihren Schwarm“) bis hin zu komplexen Metaphern zur Lösung von Problemen. Dabei wird eine Problemstruktur mit einer erwünschten Lösung in eine Metapher übersetzt (isomorphe Metapher-Geschichten). Der Klient hört ein Märchen zu seinem Problem, zu seiner „Geschichte“, und gibt diesem Märchen einen Sinn. Dabei wird, so die Theorie, bewusst und unbewusst ein Suchprozess für Lösungen aktiviert und so ein Zugang zu verborgenen Ressourcen eröffnet.

 

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