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Das Meta-Modell der Sprache

“Alle Generalisierungen sind Lügen”[1]

Das Meta-Modell der Sprache wurde von Bandler und Grinder entwickelt und 1975 in ihrem ersten Buch „Die Struktur der Magie l“ veröffentlicht. Sie entwickelten es, um Problemsprache zu erkennen und mit Lösungssprache zu antworten. Die Fragen des Meta-Modells können an sich als Intervention eingesetzt werden, denn präzise Lösungssprache eröffnet dem Gegenüber mehr Möglichkeiten.

Dem Meta-Modell der Sprache liegt die Grundannahme von Korzybski, „Eine Landkarte ist nicht das Gebiet“, zu Grunde. Die Landkarte ist die konstruierte Wirklichkeit und so lange diese „brauchbar“ ist, kommen wir gut durchs Leben. Die Wirklichkeit (auch Repräsentation) ist die individuelle gefilterte Realität des Einzelnen.

Es existieren drei Klassen von Filtern: die neurologischen Filter, die sozialen Filter, die individuellen Filter. Was durch diese Filter durchgelassen wird, repräsentiert unsere subjektive Wirklichkeit. In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit dem sozialen Filter der Sprache.

Im Rahmen ihrer Analyse der therapeutischen Prozesse von Pearls und Satir erkannten Bandler und Grinder, dass die Therapeuten immer wieder bestimmte Arten von Fragen stellten. Mit Hilfe dieser Fragen bekamen die Klienten ein besseres Verständnis für das jeweilige Problem,zudem erfuhr der Veränderungsprozess eine deutliche Beschleunigung. Als sie den Grund für diese Fragen erforschten, erkannten sie Folgendes: Menschen teilen nicht die gesamte relevante Erfahrung sprachlich mit (bzw. sie können sie nicht mitteilen), sondern immer nur einen Ausschnitt der Gesamtheit.

Ein Sprecher hat zwar eine vollständige und genaue Vorstellung von dem, was er sagen will (Linguisten nennen dies „Tiefenstruktur“), doch Sprache kann der Geschwindigkeit und Komplexität der Gedanken, der inneren Repräsentation nicht gerecht werden.Die Tiefenstruktur wird daher in eine Oberflächenstruktur überführt, die Oberflächenstruktur ist sozusagen eine vereinfachte Variante der Tiefenstruktur.

Um die Tiefenstruktur überhaupt in Worte fassen zu können, wird generalisiert, verzerrt und getilgt. Sprache wird so zu einem Modell des Modells der Welt, also einem Meta-Modell. Aus der Tiefenstruktur (d. h. unserem Modell der Welt) wird eine Oberflächenstruktur (die sprachliche Repräsentation dieses Modells). Missverständnisse in der Kommunikation oder Einschränkungen unserer Wahlmöglichkeiten im Leben können die Folge sein.

Das Meta-Modellbeinhaltet eine Fragetechnik, die dabei hilft, von der Oberflächenstruktur einer sprachlichen Repräsentation zu den tieferen Schichten der Erfahrung (Tiefenstruktur) und somit wieder in die Nähe der Realität vorzudringen.Wir hangeln uns sozusagen rückwärts wieder zu der ursprünglichen Qualität der Erfahrung der Person. Das Ziel des Meta-Modells laut Zink undMundshaw ist es, das Loch zwischen der Erfahrung und der Sprache möglichst klein zu halten.

Tilgung, Generalisierung und Verzerrung im Zusammenspiel

Ein Mensch, der irgendwann in seiner Kindheit abgelehnt wurde, macht die Generalisierung „Niemand liebt mich“. Da sein Modell der Welt diese Generalisierung enthält, tilgt er entweder alle Aussagen von Zuneigung oder Liebe (er hört sie nicht) oder aber er deutet diese Aussagen um („die wollen etwas von mir“) und verzerrt sie somit. Weil er keine Liebesbotschaften von anderen Menschen wahrnimmt, kann er seine Generalisierung („Niemand liebt mich“) lange aufrechterhalten. Dieses Beispiel zeigt die klassische Feedbackschleife der selbsterfüllenden Prophezeiung [2]. Generalisierungen oder Erwartungen eines Menschen filtern und verzerren seine Erfahrungen, damit sie mit seinem Weltbild konsistent bleiben. Macht der Mensch keine Erfahrung,durch die diese Generalisierung hinterfragt wird, wird dieser Kreislauf aufrechterhalten. Der Mensch behält sein eingeschränktes Modell der Welt bei.

 

[1] Richard Bandler

[2] Kommt aus dem Englischen: self-fulfilling prohecy

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