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Verzerrung – Übersicht und Beispiele

Beim Prozess des Verzerrens werden Erfahrungen auf verschiedene Arten umgewandelt. Meistens werden sie so verdreht, dass sie einen Menschen stark in seinen Handlungsmöglichkeiten einschränken.

 

Nominalisierungen

In unserer Sprache kommt es sehr häufig vor, dass wir aus einem Prozess ein Ereignis machen. Wir sagen zum Beispiel „Ich bin froh über meine Entscheidung.“ Das Wort „Entscheidung“ bildet ursprünglich den Prozess „entscheiden über etwas“ ab. Dieser Prozess wurde hier in eine Nominalisierung verwandelt und beschreibt nun nur noch ein Ereignis. Tatsächlich ist aber das, was hier als Ereignis beschrieben wird, ein fortlaufender Prozess, der durchaus noch verändert oder beeinflusst werden kann.

Beispiel                                                             Frage

Ich bin voller Hoffnung.                                                 Worauf hoffst du?

Meine Entscheidung, den Job nicht anzunehmen, liegt mir schwer im Magen. 

Was hindert ich daran, anders zu entscheiden? Was würde passieren? Was hindert dich?

 

Vorannahmen

eines Modells drücken sich sprachlich in Präsuppositionen aus. Das sind Aussagen, die wahr sein müssen, damit der Satz einen Sinn ergibt.

Beispiel                                                                      Frage

Inzwischen hast du Fortschritte gemacht.                        Woher weißt du, dass ich vorher nicht gut war?

Du bist genauso egoistisch wie dein Vater.                       Warum denkst du, dass mein Vater egoistisch ist?

Wodurch hat sich Ihre Einstellung verändert?               Was lässt Sie glauben, dass meine Einstellung sich verändert hat?

 

Ursache – Wirkung

Die sprechende Person geht von der Annahme aus, dass ihr Gesprächspartner eine Handlung ausführt, die ihren inneren Zustand auslöst. Dabei gewinnt man den Eindruck, die sprechende Person hätte keine Wahl und müsse das Gefühl erfahren. Tatsächlich ist es aber unmöglich, dass ein Mensch in einem anderen Menschen Gefühle erzeugt. Wir reagieren mit Gefühlen auf Interaktionen mit anderen, aber erzeugen unsere Gefühle selbst. Hier wird die Verantwortung für Gefühle nach außen verlagert, wo sie nicht mehr der eigenen Kontrolle unterliegen. Hinterfragen Sie in einem solchen Fall die Aussage, sodass die Verantwortung für die Reaktion wieder selbst übernommen wird.

Beispiel                                                                      Frage

Du machst mich wütend.                                                            Wie genau mache ich dich wütend?

Du deprimierst mich.                                                                   Wie genau deprimiere ich dich?

Du zwingst mich, Konsequenzen zu ziehen.                        Wie genau zwinge ich dich?

 

Gedankenlesen

Oft kommt es vor, dass unser Gegenüber genau zu wissen glaubt, was wir denken oder fühlen, ohne einen direkten Anhaltspunkt zu haben.Gedankenlesen kann darin bestehen, unbewusste Signale zu interpretieren und sie dann auszusprechen. Damit können wir zwar häufig richtig liegen, aber manchmal auch ganz schön daneben. Warum sollten wir eine vage Vermutung anstellen, wenn wir doch auch fragen können?

Beispiel                                                                                              Frage

Ich weiß genau, was du jetzt denkst.                                     Woher weißt du was ich denke?

Ich weiß, was das Beste für dich ist.                                      Woher weißt du das?

Nie denkst du an mich.                                                                 Woher weißt du, dass ich nie an dich denke?

 

Verlorener Performativ

Eine Äußerung über eine Regel, die sich so anhört, als gelte sie für die ganze Welt. Dabei ist die Information verloren gegangen, auf wen oder was sich diese Regel bezieht bzw. wen sie betrifft.

Beispiel                                                                      Frage

Es ist falsch, andere Menschen zu töten.                             Wer sagt das?

Das tut man nicht.                                                                         Wer behauptet das?

Zu viel Arbeit macht krank.                                                     Woher weißt du das?

Durch solche Sätze präsentiert dir dein Gesprächspartner eine Annahme, die in seinem Modell der Welt Gültigkeit hat. Übernimm nicht automatisch die Regeln einer anderen Person, sondern prüfe, ob sie auch für dich Gültigkeit haben.

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